Wie falsch wir doch mit unserer Wahrnehmung häufig liegen – wenn Wir uns in den Schleier von Täuschung und Projektion verfangen, können wir das, was da ist, nicht klar erkennen. Wir sehen nur, was wir im Glauben annehmen. Die Unwissenheit oder getäuschte Sicht liegt allen anderen Geisteszuständen zugrunde. Anhaftung und Ablehnung entstehen aus der Illusion und der Unfähigkeit die eigene Ganzheit und die Fülle des Lebens zu erkennen. Doch die Wurzel der Unwissenheit sind Illusion und Projektion. Unwissenheit begreift die Welt nicht und vergisst, wer wir wirklich sind.
Über Unwissenheit wird gesprochen, wenn wir nicht wissen, was vor sich geht, wenn wir in unserer Gedankenwelt versunken sind. Wenn uns diese Form der Unwissenheit beherrscht, reagieren wir mehr, als wir agieren. Wir gehen die Straße entlang und kommen wieder nach Hause, ohne überhaupt zu merken wo wir sind und was gerade passiert.
Ein sonniger Sommermorgen kündigt sich an, doch wir verpassen dieses sanfte prickeln in der Luft. Kommen nach der Arbeit heim und sehen nicht, was in den Gesichtern unserer Lieben vor sich geht. Ganze Lebensabschnitte werden vom Schlund der Unwissenheit über die Vergesslichkeit aufgesogen. Wir leben in einer Kultur chronischer Unaufmerksamkeit, die vom hektischen Tempo des Alltags gefördert wird. In Beruf und Schule werden wir zum Multitasking angehalten, zur gleichzeitigen Erledigung mehrere Aufgaben. So wird die ohnehin schon zersplitterte Aufmerksamkeit flach und träge. Rundum stürmen Reize auf uns ein, bis wir so überflutet sind, dass wir uns einer Art ruheloser Langeweile ergeben, die stetig kompensiert werden will. Was im Rahmen der Gesellschaft als normal gilt, kann auch heißen, dass ein bestimmtes Niveau von Täuschung verwirklicht wurde. Dies kann auch der Fall sein, wenn wir äußerlich sehr erfolgreich wirken. Wir haben alles was mit Geld gekauft werden kann, doch im Inneren mangelt es uns, Frieden zu finden.
Wenn wir in Unwissenheit sind, sind wir schnell dabei, über andere zu urteilen. Wir sehen dann die innere Schönheit nicht. Auch der Schmerz anderer bleibt uns verborgen, sodass es schwer wird, Mitgefühl bzw. Empathie aufzubauen. Wenn wir unaufmerksam sind, können wir die Mahlzeit vor uns nicht genießen, sehen die Menschen nicht, die an uns vorüberziehen oder die sich wandelnde Szenerie. Wir verschließen unser Herz vor der Welt. Welche Bereiche in unserem Leben sind uns nicht oder kaum bewusst? Unwissenheit geht häufig mit dem Bedürfnis nach Ablenkung einher. Allein durch das Erkennen dieser Qualität von Täuschung, werden alte Gewohnheiten durchbrochen und ein Weitblick ist möglich.
Durch die Kultivierung der Gegenwärtigkeit im Alltag, werden Perspektiven geschaffen, die aus dieser Trance oder Täuschung, wieder herausführen. Wir betrachten uns aus dem Reich der Fantasie, in die Wirklichkeit. Ohne Achtsamkeit strebt der getäuschte Geist gewohnheitsmäßig nach angenehmen Erfahrungen und lehnt Unangenehmes ab. Schwer zu erkennen ist auch die Unwissenheit, die jede Form neutraler Erfahrung ablehnt. Wenn uns etwas neutral erscheint, dann empfinden wir Langeweile und beteiligen uns nicht an der Erfahrung. Kulturell sind wir konditioniert, stets nach starken Reizen zu streben, obwohl wir primär neutral erfahren. Wir erkennen jedoch die Lebendigkeit in der neutralen Erfahrung nicht. Doch wenn unsere Aufmerksamkeit in der neutralen Erfahrung verweilt, wird das was uns neutral oder langweilig erschien, spannend und lebendig.
Anstatt zu versuchen der Unwissenheit zu entgehen, könnte die Aufmerksamkeit auf die Entstehung dieser Täuschung gerichtet werden!